Der nächste Schultag war anstrengend und ziemlich nervtötend. Sarah musste zwei Tests und eine Leistungskontrolle in der Schule schreiben, die nicht besonders gut gelaufen war. Zudem hatte es wieder sehr viel geschneit und sie hatte sich freiwillig fürs Schneeräumen zuhause gemeldet.
Auf dem Nachhauseweg wurde sie von Pia überholt – ihr Dad holte sie mit einem Schneemobil ab – voll cool.
Frustriert stapfte Sarah durch den Schnee und dachte darüber nach, dass Pia praktisch alle Wünsche von ihren Eltern erfüllt bekam. Sie trug regelmäßig die coolsten Klamotten und sobald eine angesagte Youtuberin einen neuen Pseudotrend ausrief, musste man nicht lange warten und Pia trat als selbsternannte Markenbotschafterin auf. Das führte soweit, dass manche Lehrer nur noch Pia wahrnahmen und von den anderen Schülern kaum mehr Notiz nahmen. In diesem Moment fühlte Sarah sich total zweitklassig. Als sie zuhause die Haustür öffnete, betrat sie den Flur mit einem Gesicht wie drei Tage Regenwetter.
„Hallo Sarah!“, begrüßte ihre Mutter sie.
„Hm!“, grummelte Sarah.
„Na sowas. Was ist denn mit dir los? Heute schlecht gelaufen?“
„Ach, was weiß ich? Ist irgendwie alles Mist.“
Ihre Mutter stemmte die Hände in die Hüfte und musterte ihre Tochter mit einem prüfenden Blick. „Na los, erzähl schon! Was ist los?“
Sarah ließ sich auf die Fußbank fallen und seufzte. „Ach, na ja. Nachdem Pia letzte Woche diesen komischen Schal trug, den irgend so eine tolle Influenzerin auf Youtube hatte, rennt jetzt die halbe Klasse damit rum. Nur ...“
„... du nicht. War es das, was du sagen wolltest?“
Sarah zuckte mit den Schultern. „Und heute kam ihr Dad und holte sie mit dem Schneemobil ab. Kannst du dir vorstellen, wie sie mit geschwollener Brust davonfuhr?“
Sarahs Mutter musste lachen. „Na, ich nehme an, wie eine Königin.“
„Mom! Du findest das wieder lustig, was?" Sarah war sauer. "Sie hat einfach alles. Und ich hab nichts.“
Auf einmal wurde ihre Mutter ernst. „So? Du hast also nichts? Interessant.“
In diesem Moment erschrak Sarah über sich selbst. „Äh ... halt, Moment ... so meinte ich das nicht.“ Sie stand auf und blickte ihre Mutter unsicher an und flüsterte: „Sorry, Mom!“
Ihre Mutter zögerte nicht lange. Sie nahm ihre Tochter in den Arm und drückte sie ganz fest. „Schau, wenn wir dir Manches vorenthalten, dann bestimmt nicht, um dich traurig zu machen. Einerseits wird Pia es einmal schwer haben, den Dingen wirklich einen Wert beizumessen oder gar zu sparen. Auf der anderen Seite kann man nicht alles haben, was man will. Das müssen wir alle lernen – auf die eine oder andere Weise.“
„Ja, ich versteh schon, Mom. Im Grunde hab ich’s ja auch nicht schlecht. Wir haben alles was wir brauchen. Ich mein, wir haben ein schönes Haus, Papa hat mir ein traumhaftes Himmelbett gebaut.“
Ihre Mutter nickte und schien nachzudenken. „Du, pass mal auf! Ich hab da eine Idee. Komm doch mal mit.“ Sie führte Sarah ins Arbeitszimmer und setzte sich an ihren Schreibtisch. Dann öffnete sie die mittlere Schreibtischschublade und nahm ein kleines, halb zerfleddertes dickes Heft heraus, das offenbar schon viele Male erweitert wurde. „Weißt du was das ist?“, fragte sie Sarah.
„Hm, nein. Hab ich noch nie gesehen.“
„Das ist meine Dankstelle!“
„Was? Du hast eine Tankstelle im Schreibtisch liegen?“ Sarah war sichtlich irritiert.
„Nein, nein – eine DANK-Stelle. Schon vor langer Zeit habe ich damit begonnen, ein Buch mit Dingen zu füllen, für die ich dankbar bin.“ Mit diesen Worten reichte sie Sarah das dicke Heft, das schon fast ein Buch war. „Du wirst staunen, wieviel da zusammengekommen ist.“
Neugierig nahm Sarah das Buch in die Hand und betrachtete es. Ihre Mutter hatte es ringsum schön dekorativ gestaltet und kunstvoll bemalt. Sie blätterte ein wenig und staunte nicht schlecht. Jede Seite schien ein kleines Kunstwerk zu sein. Mal waren Kleber drin, mal eine ganze Liste in Handlettering geschrieben oder kleine Bildsymbole – dazwischen eine Menge geschrieben. Dinge, für die ihre Mutter dankbar war. Da war so etwas zu finden wie Dank für ihren Ehemann, Dank für ihre Töchter, Dank für den Trost Gottes, nach dem Unfall ihrer kleinen Schwester. Ihre Mutter dankte sogar dafür, dass jeden Tag Essen und Trinken vorhanden war. Sogar Dank für eine gute Note in der Schule und noch Vieles mehr.
"Meine Güte!", staunte Sarah. "Wie alt ist das denn? Hier sind ja Sachen von deiner Schulzeit drin. So lange machst du das schon?"
"Ja. Ich fülle meine Dankstelle tatsächlich schon ziemlich lange. Auf diese Weise kann ich immer nachschauen und feststellen wieviele Dinge Gott mir schon geschenkt hat, wofür ich immer wieder danken kann. Und wie du siehst, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Jeder kann es so gestalten wie er möchte."
„Hm ...“ Sarah klappte das Heft zu und blickte nachdenklich aus dem Fenster. „wenn man sich das so überlegt ... da kann man ja echt für viele Dinge dankbar sein.“
Ihre Mutter nickte und holte ein weiteres Büchlein heraus. „So ist es, mein Schatz!“ Sie stand auf und legte die Hand auf Sarahs Schulter. „Weißt du was? Ich schlage vor, dass du dir selbst eine Dankstelle anfertigst. Immer wenn du für etwas dankbar bist, schreibst, malst oder gestaltest du etwas dafür in deiner Dankstelle. Und jedesmal wenn du unzufrieden bist, über das was du hast – oder was du meinst unbedingt zu brauchen – kannst du in deine Dankstelle schauen und überlegen ob du unbedingt all das haben musst, was andere haben. Jemand hat mal gesagt – alles Leid kommt vom Vergleichen. Wenn wir stattdessen dankbarer werden, lösen sich viele Scheinprobleme in Luft auf. Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt, um zufriedener zu werden.“
„Danke, Mom. Klingt nach einer super Idee. Ich werde gleich auf mein Zimmer gehen und loslegen.“
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