Mit gemischten Gefühlen stiegen Dominik und seine Freunde die Treppe zu Herrn Müllers Haustür hinauf.
„Wer klingelt jetzt?“, fragte er in die Runde.
Sarah schaute ihn herausfordernd an. „Du hast doch nicht etwa Angst, oder?“
„Was? Ich? Nee, nee!“ Dominik gab sich einen Ruck und drückte auf den Klingelknopf.
Ding Dong
Nichts tat sich.
„Hm, scheint keiner da zu sein“, mutmaßte Samuel.
„Habt doch mal ein wenig Geduld, Leute“, ermahnte Sarah sie.
Auf einmal war etwas zu hören. Sogleich öffnete jemand die große, schwere Holztür.
„Hallo, Kinder.“ Eine Frau mittleren Alters begrüßte sie erstaunt.
„Guten Tag! Ich bin Sarah und das sind meine Freunde Dominik, Paul und Samuel“, sagte Sarah fröhlich. „Wir möchten gern zu Herrn Müller.“
„Ihr wollt zu Bernhard?“
„Ja, wenn das möglich wäre.“
„Nun ja ... warum nicht. Kommt herein! Ich bin übrigens Adelheid, seine Nichte.“
Überrascht blickten die Kinder sie an. „Seine Nichte?“
Paul überlegte. „Demnach kennen Sie auch die anderen beiden Müllers – Fritz und Ernst.“
„Aber natürlich. Ernst ist mein Vater.“ Auf einmal begann sie zu lächeln. „Wenn ich mich richtig erinnere, hat mein Vater mir auch schon einmal von euch erzählt. Ihr müsst das berühmte Abenteuerteam sein.“
Samuel zog die Augenbrauen hoch. „Berühmt? Na ja, also ich weiß nicht.“
„Nicht so bescheiden!“, lachte Adelheid. „Soviel ich weiß, hat man es euch zu verdanken, dass der historische Stadtkern noch steht.“
Dominik nickte. „Ja, das stimmt. Wir waren vor einiger Zeit dem Geheimnis von Villstein auf der Spur und fanden dabei eine Bombe, die glücklicherweise entschärft werden konnte.“
Adelheid führte die jungen Gäste ins Wohnzimmer, wo der alte Herr Müller in einem großen Ohrensessel saß und an einem Tee nippte. „Da habt ihr ja schon eine Menge erlebt. Ich bin fast ein wenig neidisch auf euch.“ Dann wandte sie sich ihrem Onkel zu. „Schau mal, Hardy. Besuch für dich.“
„Für mich?“ Mit einer Mischung aus Staunen und Entsetzen blickte er über eine dicke Hornbrille hinweg zu den Kindern. „Was ... macht ihr denn hier?“, fragte er ruppig.
Keines der Kinder hatte sofort eine Antwort parat. Sie standen alle wie versteinert da.
Dominik fühlte einen dicken Kloß im Hals. Ob es eine gute Idee war, hier herzukommen? Doch schließlich holte er tief Luft und antwortete halblaut: „Wir ... ähm ... also, wir wollten Sie einmal besuchen.“
„Hm!“, antwortete er knapp. „Warum denn ausgerechnet mich?“ Er schien nach wie vor der gleiche alte, griesgrämige Mann zu sein wie damals.
„Hey, Hardy“, ermahnte ihn seine Nichte, „geht man denn so mit seinen Gästen um?“
„Ich hab sie nicht eingeladen!“, brummte er schroff.
Peinlich berührt wandte sich Adelheid an die Kinder. „Entschuldigt bitte! In der Weihnachtszeit ist er immer sehr einsam. Das macht ihn sehr traurig, glaube ich.“
„Ach was!“, winkte er ab und schlürfte seinen Tee weiter.
Sarah fasste sich ein Herz. „Möchten Sie vielleicht ein Brettspiel mit uns spielen?“
„Nein!“
„Dürfen wir Ihnen Kaffee und selbstgebackene Plätzchen anbieten?“
„Nein!“
Sarah stöhnte. „Meine Güte, das wird schwerer als gedacht.“
Da stupste Paul sie an und flüsterte ihr ins Ohr: „Zeig ihm doch mal die Bilder von unseren Abenteuern.“
Sarah nickte. Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Herrn Müller. „Schauen Sie mal! Wir haben einige Bilder unserer Abenteuer mitgebracht. Wissen Sie, wir haben schon eine Menge erlebt – miteinander – und mit Gott, der uns immer wieder hilft.“
Herr Müller spielte den Uninteressierten und starrte nur in seinen Tee.
Doch Sarah ließ sich nicht beirren. Im Gegenteil. Sie winkte die anderen herbei, die eine Traube um ihn herum bildeten. Sarah holte ein Bild nach dem anderen heraus und alle berichteten gemeinsam, und kreuz und quer durcheinander von ihren Erlebnissen.

Immer häufiger versuchte Herr Müller möglichst unauffällig auf die Bilder zu schielen. Als Dominik dann von der Insel Zypern sprach und erklärte wie sie auf die Spur der Tempelritter gerieten und in Ägypten vor einer zwielichtigen Bruderschaft flohen, hielt ihn nichts mehr. Mit einem Mal schien der ganze Ärger und Groll wie weggeblasen. Er nahm die Bilder in die Hand und strich vorsichtig darüber, begann Fragen zu stellen und hörte gespannt den Erzählungen der vier Kinder zu. Einmal glaubte Dominik sogar so etwas wie ein kleines Lächeln entdeckt zu haben.
Sie merkten gar nicht, wie Adelheid noch immer im Türrahmen stand und sich eine Freudenträne wegwischte. Es war ein kleines Weihnachtswunder. So fröhlich hatte sie ihren Onkel schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.
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